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nachgefragt

„Du verstehs nich wat n Pömpeck is
oder weiß nich wat Kleinalthoff war?“

ONsuderwich-Bilder: Sebastian Pokojski
Ist es ein Kulturschock, für fünf Wochen statt im Münsterland hier in Suderwich zu leben?

Eva Brambrink ist 20 Jahre alt. Sie studiert seit einem halben Jahr Religionspädagogik in Paderborn und möchte nach erfolgreichem Studium und abge- schlossener Ausbildung Pastoralreferentin werden. Zurzeit absolviert die Dülmenerin ein Praktikum in der Pfarrei Liebfrauen.
Für ONsuderwich hat Sebastian Pokojski nachgefragt, was sie in Recklinghausen erlebt und welche Eindrücke sie in ihrem Praktikum bis dato gesammelt hat. 




Sebastian Pokojski: „Kulturschock“ Ruhrgebiet - du kommst aus dem Münsterland, wie war dein erster Eindruck vom Leben im Ruhrgebiet?

Eva Brambrink: Wenn ich an Recklinghausen oder auch an Suderwich vor Beginn meines Praktikums gedacht habe, dann hatte ich die Vorstellung, dass es viele Hochhäuser und stark bebaute Wohnungsviertel gibt; kaum Platz für Natur, aber als ich bereits das erste Mal durch Suderwich gefahren bin, wurde ich vom Gegenteil überzeugt - teilweise identisch mit den Dörfern, die ich aus meiner Heimat kenne.
Mein erster Eindruck von den Menschen war sehr positiv geprägt; die Menschen sind sehr offen und haben mir das Eingewöhnen sehr leicht gemacht. Es gab von Anfang an keine komischen oder missmutigen Blicke, sondern im Gegenteil ergaben sich schnell die ersten Gespräche, und das Interesse der Menschen, wer ich bin und was ich hier mache, beeindruckte mich sehr. 
Ich treffe viele Menschen anderer Kulturen und bin überrascht, dass hier so eine Vielfalt an Menschen lebt: als Beispiel dient das Gebet der Religionen, welches am 25. Februar diesen Jahres in der DITIB- Moschee in Suderwich stattfand und im Zeichen des Friedens und der Verständigung veranstaltet wurde.


Sebastian Pokojski: Wie viele Generationen von Menschen hast du getroffen?

Eva Brambrink: Was mir sofort hier aufgefallen ist, dass ich in den „normalen“ Gottesdiensten in der Kirche ausschließlich ältere Frauen und Männer gesehen habe, es heißt hier auch in Suderwich: die Bevölkerung sei überaltert. 
Dennoch gibt es hier vergleichsweise viele Kindergärten und Schulen. Und auch die Vorbereitung auf die Erstkommunion mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß und zeigt mir, dass der Nachwuchs auf einem guten Weg zum Glauben ist.


Sebastian Pokojski: Hast du hier sprachliche Unterschiede im Vergleich zu Dülmen feststellen können? 

Eva Brambrink: Ehrlich gesagt, sind mir bis jetzt kaum sprachliche Unterschiede aufgefallen, liegt wahrscheinlich auch daran, dass die „Pott- Sprache“ der der Jugend teilweise sehr nahe kommt. Und ich habe bis jetzt anscheinend noch keine richtigen „Pottler“ getroffen.


Sebastian Pokojski: Wie empfindest du die Einstellung zum Leben im Pott im Vergleich zu deinem Zuhause?

Eva Brambrink: Hier in Recklinghausen scheint es auf den ersten Blick so, dass die Menschen viel gelassener sind. Ebenso ist den meisten Menschen, denen ich begegnet bin, die Pünktlichkeit halb so wichtig- nach dem Motto „Auf die eine Minute kommt es jetzt auch nicht an.“ 
Hier im Pott nimmt man sich auch mal die Zeit für das eine oder andere Gespräch, vielleicht auch bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen.
Was mir auch noch aufgefallen ist, dass hier sehr wenig mit dem Fahrrad gefahren wird- kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass es noch relativ kalt ist.



Sebastian Pokojski: Was gefällt dir am besten hier? 

Eva Brambrink: Mir gefällt am besten hier, dass ein großer Teil meine Fußballleidenschaft teilt und ich schon auf viele fußballbegeisterte Kinder in der Grundschule gestoßen bin - ich durfte mein Können auch schon bei einem ersten Match in der Pause auf dem Schulhof zeigen. Als Schalke 04- Fan habe ich hier viele Anhänger gefunden und freue mich über jedes Fußballgespräch, dass ich führen kann - egal ob über Schalke oder einen anderen Fußballverein.


Sebastian Pokojski: Kannst du dir vorstellen hier zu leben?

Eva Brambrink: Ich könnte mir gut vorstellen, hier zu leben und meinen angestrebten Beruf der Pastoralreferentin hier zu verwirklichen, denn Recklinghausen bietet viele Möglichkeiten und es sind viele Menschen mit unterschiedlichen Herkunftsländern, die dieses Ruhrgebiet ausmachen. Diese Gastfreundschaft und die Offenheit gegenüber den unterschiedlichen Menschen imponieren mir sehr.